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Punzenjagd im Nivea-Amoklauf


Auch den Bildschirmschoner zu ändern, bzw. die Zeit, die verstreicht bis er anspringt, ist eine Möglichkeit das Loch zu überbrücken vor dem man steht wenn man einen Beitrag beginnt.

Nein, es ist nicht nur Wichtigtuerei, sondern auch notwendig, da man in seinem Gedankenfluß, welcher durchaus Anfang einer Episode werden könnte, vollkommen unterbrochen wird wenn der Bildschirm anfängt Rohrleitungen darzustellen, die wie von Geisterhand ein Chaotisches Gebilde formen. Und das sind noch die harmloseren Spielchen, die sich der Computer ausdenkt, wenn er sich die lange Weile vertreibt.
Doch um ehrlich zu sein muß ich gestehen, das es genau dieses Gefummel in der Rubrik Einstellungen ist, das mich rasend macht, wenn Bekannte, die ich bitte mir aus einer Computersackgasse zu helfen, erst mal diese oder jene mir lieb gewordene Eigenschaft meines PCs löschen, um ihm dann etwas zu eigen werden zu lassen, was mich wieder Wochen irritiert und nicht selten Anlaß für die nächste Sackgase ist.

Doch um der heroischen Eigenschaft Ehrlichkeit noch tiefgehender zu huldigen muß ich gestehen das die Ursache all diesen Übels meine lang gehegte und gepflegte Aversion gegen Computer ist. Aber diese Gesellschaft läßt es nicht mehr zu, daß man sich diesem Medium verschließt und das ist auch der Grund warum ich seit längerem versuche mich damit zu arrangieren, denn was man nicht ändern kann lernt man besser zu tolerieren. Jedoch im Innern meiner Selbst keimt noch immer eine reaktionäre Zelle, die hin und wieder andere Zellen infiziert und wenn das Überhand nimmt werde ich zum willenlosen Werkzeug meines heimlichen Grolles gegen Computer und dieser Groll ist mächtig und weitet sich aus und wird zum Haß und dieser Haß unterscheidet nicht zwischen den Schuldigen und den willenlosen Sklaven, derer diese Macht aus Bits und Bytes Herr geworden ist, sondern ich hasse dann allumfassend PCs, ihre User, alle Kabel, sogar die Gebäude in denen sie surrend die Welt digitalisieren und ich muß handeln und mein Haß zwingt zur Tat und wird magnetengleich von den Tempeln dieser Macht an gezogen - den Rechenzentren der Universitäten und ich bin nicht unbewaffnet, denn ich trage eine Rüstung, denen der Ghostbusters gleich, und der Kanister auf meinem Rücken steht unter Druck und ist gefüllt mit Nivea Milk, denn ich packe sie dort wo es sie am verwundbarsten sind, an der Schnittstelle zwischen Maschine und User. Ich spritze alle Tastaturen voll und schieße die Mäuse reihenweise von den Tischen und nur zum Hohn spritze ich dann auch mal eine junge gutaussehende Dame voll, aber ich wollte ja ehrlich sein - ich habe den Niveadruckbehälter noch nicht fertig.

Doch wo ich schon bei Haß bin muß ich eine Straßenbahnanekdote loswerden, deren Resultat ich gleich vorwegnehme : Pubertierende Mädchen, die in der Straßenbahn sitzend, lauthals ihre Beziehungskisten ihrer Mutter und dem Rest der Anwesenden auseinandersizieren, um sich dann von der Glucke auch noch keusche Tips geben zu lassen, verdienen meine Nichtachtung (!!!), mit der ich sie auch gerne gestraft hätte, doch kein Straßenlärm war diesem mitteilungsversessenen und stolzen Ton dieser Seelenstripperin gewachsen. Gekrönt wurde dieses Happening, das mich sehr stark an Nachmittagtalkshows erinnerte durch einen Blick über meine Schulter, der mir Verriet, das diese Verfehlung der Schöpfung entweder gar keine Beziehung hat und nur wunschwandelt, oder aber tatsächlich irgendwo ein bedauernswerter Junggeselle Opfer von Armurs Pfeil, oder noch wahrscheinlicher einer kichernden Kupplergemeinschaft wurde. Sofort traf mich ein tief empfundenes und höchst aufrichtiges Gefühl von Mitleid für den Armen, aber ich fing mich schnell und besann mich auf die Devise mit der ich den Tag begann:
Was geht mich fremdes Elend an ?! Doch kurz darauf fiel ich mit diesem Leitsatz auf die Nase, denn ich mußte feststellen das fremdes Elend - Elend muß nicht immer Armut an Finanzen bedeuten, Elend scheint mir viel verheerender wenn man z.B. einfach nur zu blöd oder zu faul ist, diese Doofheit mit Fleiß wettzumachen - mich doch was angeht, nämlich dann wenn ich von einem Tabakwarenverkäufer eines Tabakwarenfachgeschäftes das unmögliche in Form von Aktivkohlefiltern verlange. Ich habe das größte Verständnis dafür das einem mal Aktivkohlefilter ausgehen obwohl dann schon zu vermuten ist, das da im kaufmännischen Bereich etwas im Argen liegt, doch diese schiere Unwissenheit von der Existenz dieses Tabakfachartikels gepaart mit der Frechheit mir beibringen zu wollen das es das nicht gibt, sondern das zum Selbstdrehen von Filterzigaretten nur Feindrehfilter ohne Aktivkohleeinsatz hergestellt würden, erweckte in mir die Befürchtung das sein Elend gleich zu meinem Elend gereichen würde, und zwar in der Form von Enthaltsamkeit bezüglich selbstgedrehter Filterzigaretten mit Aktivkohleeinsatz. Ähnlich, wenn aber doch nicht so dreist wie in Berlin, wo jeder Tabakwarenfachverkäufer vor Selbstbewußtsein nur so strotzt, erging es mir im tabakwarentechnisch eher provinziellen Pritzwalk, der Perle der Prignitz, das auch mit Stolz ein Tabakwarengeschäft beherbergt.
Hier versuchte man mir in der selben Situation von Unkenntnis, des von mir gewünschten Filters, einen Zigarrenfilter zu veräußern, den ich dann auch fast gekauft hätte, doch das Gesicht der Dame die mich bediente umspielte eine als Unsicherheit getarnte Blödheit, die mich stutzig werden und das Elend erkennen ließ. Dieses Problem teile ich wahrscheinlich mit einer Dunkelziffer von Mitstreitern, die darunter leiden, das sie doch nicht so viele sind das sich Werbung für diesen lebenswichtigen Artikel lohnen würde, die dann dafür sorgen würde, das auch der letzte Tabakwarenfachverkäufer von der Existenz der Aktivkohlefilter erfährt und so von der Überzeugung heimgesucht wird, diesen sortimentsbereichernden Gegenstand meiner Begierde zu ordern.

Frustriert R.K.

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