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Die Wahrheit

Nun haben wir sie also mal wieder hinter uns gebracht, die harte Wahlkampfzeit, die manch einem mehr zu Kopfe steigt als manch Anderem so manche Saufnacht. Ich persönlich bin ganz zufrieden, daß alles beim Alten geblieben ist, so braucht man sich wenigstens nicht auf irgendwas Neues einstellen. Wär ja auch Scheiße, alle vier Jahre wieder umgewöhnen. Die Diskussionen um Kanzlerwechsel und so waren schon anstrengend genug. Ich hab mich für die Parte imit dem besten Programm entschieden, und da kam neben den Bibeltreuen Christen und der F.D.P. nur eine in Frage. Über die APPD wollte ich hier auch eigentlich schreiben, nur hab ich von der Partei keine Ahnung und das käme ja dann auch doof...
Aber da gibīs noch ein Pengdang zu, das ich jungen Leuten, sofern sie Humor haben (was angesichts des Drucks aus zunehmend cooleren peer-groups doch seltener geworden ist) nun etwas näher bringen möchte. Es handelt sich hierbei um die 1988 vom wahren Heino Norbert Hähnel ("Wie ist heute Ihr Verhältnis zu Heino?" - "Nicht gut, weil er mich immer noch nachmacht.") und anderen integren Persönlichkeiten mit Biografie gegründeten Kreuzberger Patriotischen Demokraten / Realistisches Zentrum (KPD/RZ). Ausgehend von der Einsicht, daß sich lokale Entwicklungen zwangsläufig irgendwann auf ein ganzes Land auswirken müssen, und gewappnet mit dem festen Glauben, die Wahrheit nicht mal zu kennen, schrieben sie sich neben der Deindustrialisierung Kreuzbergs nach dem MorgenthauPlan (man könnte Grünstreifen auf den Straßen schaffen und Kühe grasen lassen) auch die Wiedervereinigung Deutschlands unter dem Namen "Kreuzberg" in den Grenzen von 1237 auf die Fahnen.
Die kühne patriotische Vetretung der Kreuzberger Interessen (Abtragung des Kreuzbergs Neuaufschüttung auf dem Mehringplatz in doppelter Höhe zur Förderung der Kreuzberger Wintersportindustrie), aber auch internationaler Verpflichtungen (Bereitstellung von Gebieten für Atomtests befreundeter Mächte im südlichen Neukölln) verschaffte der Partei indes so manchen Feind bis in linkeste Reihen (Fascho-Alarm !). Dabei gaben sich die Patrioten von Beginn an kooperativ (stern: "Mit wem können sie sich eine Koalition vorstellen?" -" Am ehesten mit der FDP, denn die gibt es ja eigentlich nicht mehr, und sie redet einem dann auch nicht rein."). Als viertstärkste politische Kraft im Bezirk (mit 4,7% hinter CDU, SPD und GRÜNEN bei der Wahl 1995) ist man aber inzwischen mit einigem Selbstbewußtsein gerüstet ("sollen die Hunde bellen - die Karawane zieht weiter"), was mit eindrucksvollen Kleindemonstrationen am 1. Mai 1994 (gegen nächtliche Ruhestörung) und am Freitag, dem 13. 1995 (gegen alles) unter Beweis gestellt wurde.

So rückt eine Regierungsübernahme in absehbarer Zukunft in greifbare Nähe. Und was wird sich dann für uns ändern? Das Partei-Programm gibt u.a. folgende Ziele vor:
- Flottere Melodien für Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge
- Abschaffung des Trägheitsgesetzes
- Begrenzung der Mietzahlung für Wohnraum auf 87% des Haushaltsbruttoeinkommens
- Rotationsprinzip für Straßennamen; Tieferlegung aller Berliner Straßen um 50 cm und Errichtung eines Schutzwalls gegen steigende Meeresspiegel aus dem so gewonnenen Abraum
- Zusammenlegung von Sinus und Cosinus; Entwicklung eines Verfahrens zur Durchtrennung von Holzbrettern
- mehr Glück für ortsansässige Sportvereine
- Gesundschrumpfung der Erdumlaufbahn durch Umwandlung in eine Aktiengesellschaft
und vieles mehr - klingt doch ganz passabel ! Nun mag der Eine oder die Andere einwenden, daß es der KPD/RZ nur um den Spaß, nicht aber um die Politik ginge. Dem/Der sei folgendes (von mir erfundene) entgegengeschleudert: 1. Wer sagt denn, daß Politik nicht Spaß machen kann / ein einziger Spaß ist / politische Späße nicht schon immer die meisten Lacher hatten / Lachen nicht gesund ist / es sich überhaupt lohnt, lange zu leben ?

Außerdem hat ein kluger Kopf (Name ist mir entfallen) mal angemerkt, daß ein System durch Überspitzung eher zu treffen ist als durch Opposition. Und die bestehenden Parteien leben ja geradezu von ihren Gegenspielern - wären sie nämlich allein, würde ihre Unfähigkeit, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, erst sichtbar werden. Und so verzichtet die KPD/RZ gleich auf Inhalte und begnügt sich damit, die Formen auf die Spitze zu treiben - bleibt natürlich die Frage, warum dieses Prinzip bei der KPD/RZ belächelt wird, andere Parteien aber genau dafür das Vertrauen und die Verantwortung von Millionen Menschen in diesem Land erhalten. Und das, obwohl die KPD/RZ sogar ein einseitiges Fairnißangebot gegenüber den "von Geschlechtskrankheiten und Alkoholmißbrauch gezeichneten Politikern" der gegnerischen Parteien einhält, daß jegliche Beleidigungen und unsauberen Attacken im Wahlkampf ausschließt !

Also mein Vertrauen haben diese sympathischen Führertalente gewonnen. Und im übrigen ist nächstes Jahr wieder Kommunalwahl. Vielleicht tritt da ja auch eine HdK/WB13 (Haschhausener demagogische Kaoten / Wahlbüro Elf) an. Aktivisten werfen ihren Bewerbungsbrief bitte in die Fenster des Lindencenters. rog

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