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Abschiednehmen für Verpeiler

Da, wie in der letzten grauzone bereits angekündigt, der Rogue für ein halbes Jahr nach Sevilla ausgewandert ist, ist der Alkoholkonsum am offenen Mittwoch sofort um 50% gefallen - auf einmal kommen wir wieder mit der Kohle hin und riechen tut es auch nicht mehr so streng. Doch da wir ihn ja nun schon einige Jahre kennen und uns doch irgendwie an ihn gewöhnt hatten, haben wir dann doch gedacht, daß es eine gute Idee wäre, ihm am Morgen seines Abfluges auf dem Flughafen noch Auf Wiedersehen zu sagen. Nach vorsichtiger Recherche erfuhren wir also von ihm, daß sein Flug um 7.15 Uhr an einem Mittwoch von Tegel nach Brüssel ginge, wo er dann umsteigen müsse.
Nun ja, so verabredeten Karsten, Micha, Christian und ich uns um 5.30 Uhr Schönhauser Ecke Bornholmer, um noch die finalen Minuten auf deutschem Boden mit Rogue gemeinsam zu bestreiten. Wir also um dreiviertel sechs los in Richtung Tegel. Nachdem Micha am Steuer beim zweiten Mal auch die Einfahrt ins Parkhaus geschafft hatte, bewegten wir uns stracks in Richtung Hauptschalter, um zu erfahren, wo es nun abflüge, das besagte Flugzeug nach Brüssel. Die nette Dame hinterm Tresen sagte aber, es gäbe um diese Uhrzeit überhaupt keinen Flug nach Brüssel - höchsten eine halbe Stunde früher um 6.45Uhr, woraufhin wir uns zu eben diesem Flug begaben, wo wir auf den ebenfalls gerade angekommenen Rogue stießen. Mensch, Hallo, Ihr Hier ! Ja ! Aber:Rogue dein Flug geht gar nicht um 7.15 Uhr - Na klar, hier stehts doch auf meinem Ticket *kramkram* *hervoholunddraufschau* *SCHLUCK* ich glaub THF heißt so viel wie Tempelhof ! Nachdem wir es geschafft hatten, Rogue und sein Gepäck nach einem kurzen Sprint durchs Tegeler Flughafengebäude im Auto zu verstauen und das Gelände zu verlassen, hatten wir zwei ernsthafte Probleme: a) unser Micha befand sich noch in der Probezeit und war noch nicht das, was man einen routinierten Fahrer nennen würde und b) hatte keiner von uns eine Ahnung, wie man am schnellsten im Berufsverkehr morgens um halb sieben von Tegel nach Tempelhof kommt. Nach dem diese zwei Wahrheiten als solche erkannt waren, gab es nur eine Lösung - wir mußten Rogue einem erfahrenen und schnellen Fahrer übergeben. An der nächsten Kreuzung hielt ich ein Taxi an und wir verfrachteten ihn hinein, wobei er zu bedenken gab, daß er kein Geld bei sich trage. Also sprang Karsten mit rein und ab gings.
Und AB gings ! Der Taxifahrer tat wie ihm befohlen und drückte ordentlich auf die Tube und unser armer Micha hielt mit, wie er konnte und überfuhr 4 rote Ampeln bevor er das Rennen irgendwo mitten in der Pampa aufgeben mußte. Von da an war er auf einen alten ADAC-Atlas und unsere richtungsweisenden Ratschläge angewiesen, was früher oder später dazu führte, daß wir auf dem Tempelhofer Damm im Stau direkt neben dem Rollfeld landeten. So krochen wir in Richtung Ziel, wobei Micha beinah das Leben seines Beifahrers mittels eines Doppel-T-Trägers auf der Ladefläche seines Vordermanns auslöschte. Schließlich erreichten wir sogar das Flughafengebäude, doch war die Parkplatzsuche in Tegel das reinste Kinderspiel gegen selbige in Tempelhof. Wir entschieden uns letztendlich für den Sixtparkplatz direkt vorm Eingang und machten, daß wir in die Halle kamen. Gleich an der Tür stand ein Spalier von sechs BGSlern, die uns musterten - egal, nur rein. Da ich bis dato noch nie in Tempelhof war, nur wissend, daß es sich um das viertgrößte zusammenhängende Gebäude der Welt handelt war ich erstmal amüsiert über die Verlorenheit und die Ödniss eines russischen Provinzflughafens,, die das ganze Ding austrahlte, aber egal - von den ca. 15 Schaltern waren genau zwei geöffnet und Rogue und Karsten standen genau in der Mitte einer der beiden Schlangen. Wir also hin, es war kurz nach sieben.
Nach einigen Minuten Warten und diversen Bemerkungen über die Creeps, die uns umgaben (ein fetter Hawaihemdträger am Krückstock mit seinem Krankengymnasten und ein Roberto-Blanco-Verschnitt, der uns erzählte, daß er mit der Fluglinie nebenan beinah mal abgestürzt wäre), als der Schalter an dem wir standen schloß und alle an den nebenan schickte, wo wir natürlich als letzte ankamen.
7.15 Uhr “Alle Passagiere für den Flug xxxx nach Brüssel, bitte begeben Sie sich zum Gate 4!” Und wir immernoch in der Schlange - grrrrr. Der Rogue blieb locker und schließlich kriegte auch er von der allerletzten Person die überhaupt noch hinter irgendeinem Schalter stand seine Boardingcard und ein Ende schien in Sicht. Wir umarmten ihn alle noch mal und sagten, was man halt so sagt und dann war er weg.
Doch wenn ihr glaubt, das es das an Ereignissen schon gewesen wäre, habt ihr euch geirrt. Denn kaum mit dem alten Fiat zwischen all den schicken glänzenden Mietautos herausgefahren und in Richtung Pankow unterwegs, wo wir beschlossen hatten noch gemeinsam zu frühstücken, kam im Radio die Meldung, daß John Lennons Mörder demnächst freikommen würde, was einige von uns in Erstaunen versetzte, die wir gedacht hatten, der Mann wäre längst tot. Sogleich überlegten wir, wen er denn jetzt noch erledigen könnte und versuchten eine Art Top Ten unserer meistgehasstesten Musiker aufzustellen, die später (ohne Anspruch auf die richtige Reihenfolge) ungefähr so lautete: Paul McCartney, George Harrison (so von wegen “get one work finished” außer Ringo Starr, der war immer in Ordnung), Bryan Adams, Michael Bolton, Rod Stewart, Phil Collins, Elton John, Whitney Houston, Santana, Eric Clapton, und noch ein paar Nervensägen, die mir gerade nicht mehr einfallen. Die nächste Meldung, war dann die Nachricht über das Fährunglück vor Griechenland gefolgt von einem Song der “Come down with me” hieß, was wir alle sehr taktlos fanden.
Micha hingegen bewies weiterhin völlige Inkompetenz in Sachen Orientierung und zeigte uns wie man von Kreuzberg auch ganz anders nach Pankow kommen kann, wobei er an jeder Kreuzung eine Überraschung für uns bereithielt, wohin er jetzt abbiegen würde. Schließlich gelangten wir dann doch durch die Brust ins Auge und frühstückten alle gemeinsam noch frisch von Christian aus dem Urlaub mit gebrachten Fisch, der rätselhafterweise auf der Büchse eine Katze zeigte. Egal.
Als ich schließlich und endlich auf meiner Karre in Richtung Arbeit fuhr,, dämmerte mir, daß ich an diesem Tag vor 10 Uhr schon so viel Action gehabt hatte, wie sonst manchmal in einer ganzen Woche nicht....

Hau

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