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Die MZ-Story - Heute: “Wege übers Land”

“Verdammte Scheiße, wat is dat denn nu wieder? Die Möhre läuft ja nur noch höchstens siebzig und nimmt nich ma mehr richtig Gas an. Ick gloobe, ick nehm ma die nächste Abfahrt.”

Alles war so schön ausgedacht.Lassen die anderen schön in ihrem Zug schwitzen. Schön born to ride und so. Vollgetankt und aufgesessen. Endlose Highways, Freiheit, der Sonne entgegen nach Süden. Da wo alle glücklich sind. Ein großes Unternehmen.
Wir fahren mit Karre nach Lakoma.
Wir befinden uns - einige Jahre zurück-auf der Autobahn nach Cottbus! Und mir wird seit circa 5 Kilometern klar, daß hier irgendwas Übles im Busch ist. Bis dahin (ungefähr 70 km aus Berlin raus) lief alles so geschmiert, daß man es fast langweilig nennen könnte. Das merkte ich spätestens , als mein Sozius bei Tempo 100, na gut 90, hintendrauf wegratzte, im Tiefschlaf ein wenig nach rechts abkippte und diese Kippbewegung auf uns zwei Übriggebliebenen und vor allem Wachen übertrug. Na gut, er wollte mehr Action und die sollte er haben.
Kurze Zeit später merkte ich, um auf den Busch zurück zu kommen, daß wir sanft aber merklich an Geschwindigkeit verloren. Wenn ich bei 90-100 km/h auf der Autobahn von Geschwindigkeitsverlust rede, heißt das, daß wir wahrlich Action bekamen in Form von wieviel auch immer-Tonnern, die uns jetzt in Strömen überholten. Mich hätte es wirklich nicht gewundert,, wenn noch ein Multicar oder ähnliches an uns vorbeigefahren wäre. Höchste Zeit zu Handeln also und nach der nächsten Abfahrt zu bangen, die hoffentlich bald kommen würde.
Endlich! Blaues Schild. Lübben glaub ich war das. Geschafft. Endlich weg von diesem widerlichen Brummigesocks, die nichts weiter als ein lauthalses Gelächter für uns übrig hatten und endlich auch mal jemanden überholen und ausbremsen konnten. Jeder bekommt seine fünfzehn Minuten Ruhm. In dieser Minute jedenfalls nicht wir. Dann also auf der Fernverkehrstraße weiter Richtung Cottbus. Ist sowieso viel angenehmer. Endlich mal ein bißchen Natur sehen, frische Luft atmen, born to ride eben. Zumindest meine Easy Rider- Romantik geriet ein wenig ins Stocken, als wir von 70 km/h auf 50 km/h abrutschten und langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Das schlimme daran war eigentlich, daß es überhaupt
gar nichts nützte, sich Sorgen zu machen, denn zu diesem Zeitpunkt konnte ich zwar fahren aber das Innenleben der zum Fahren benötigten Bauteile war für mich ein Buch mit sieben und wahrscheinlich noch viel mehr Siegeln. Also einfach weiter. Bis Lakoma waren es vielleicht noch 30 km oder so. Als es dann mit 30 km/h auch auf der Landstraße recht ungemütlich wurde und ich mich nicht auch noch von Radfahrern oder Straßenkehrmaschinen demütigen lassen wollte, gingen wir dazu über, auf Feldwege umzusteigen. Na ja, Natur pur wenigstens. Im Übrigen schwitzte ich jetzt doch ein wenig mehr, als meine lieben Freunde im Zugabteil.
Bis Lakoma hielten wir die dreißig relativ konstant. Richtig unwürdig wurde es jedoch, wenn wir bei leichten Steigungen, z.B. Wenn man vom Feldweg aus eine größere Asphaltstraße überquert, mit den Füßen nachhelfen mußten. Ogottogott ich mag gar nicht mehr dran denken und Ihr habt das nie gelesen!! In Lakoma angekommen (nach vier Stunden etwa) tat ich mich nach fachkundigen Menschen um und hörte immer wieder den Namen Klapper oder so ähnlich. Der war aber erstmal nicht aufzufinden und ein netter Lakomaer Einwohner erklärte sich bereit mich zu einem weiteren Wundertäter zu führen. Allerdings wohnte dieser in Cottbus selbst, weshalb ein Auto vonnöten war. Nachdem es mir gelang, unseren künftigen Spanier Rogue für dieses Unternehmen zu gewinnen, saßen wir startklar und stilgerecht im Wartburg Kombi was unsere Begleitung geschickt auszunutzen wußte: “Mensch, Ihr habt ja so ein großes Auto, ich hab da noch ‘ne Rolle Kaninchenstalldraht der mit nach Cottbus müßte. Alles klar, Kaninchenstallzaun hinten rein und tapfer die süßsaure Miene des Chauffeurs ertragen und vorwärts Richtung rettender Hand. Die rettende Hand war allerdings nicht zu Hause, der mitfahrende Parasit allerdings mit neuen Wünschen am Start: “Ähm, können wir noch mal kurz bei meiner Freundin vorbeifahren, die wohnt gleich um die Ecke.” Ich muß wohl nicht erwähnen, daß sie nicht “gleich um die Ecke” wohnte. Nachdem er und sein Kaninchenkram ausgestiegen waren und er sich in etwas Entfernung mit seiner Freundin unterhielt, uns aber im Auge behielt (wahrscheinlich um mit Freundin und Kaninchenscheiß mitfahren zu können) fing es tierisch an zu regnen und wir setzten uns -zu zweit - schleunigst Richtung Lakoma ab und überließen die drei ihrem Schicksal.
In Lakoma angekommen traf ich dann Klapper der auf meinem Zündkabel eine herrliche Patina entdeckte, die da aber leider nicht hingehörte. Nachdem er den Stromfluß mittels Daumen getestet hatte (etwa 12 000 Volt) war ich mir sicher, daß ich es mit einem Profi zu tun hatte. Er stellte jedenfalls fest, daß mein Motor genau in der Mitte, da wo die zwei Gehäusehälften zusammengeklebt sind, einen nicht zu unterschätzenden Riß aufwies und somit der komplette Motor im Arsch sei. Wenn das keine Neuigkeiten waren.
Ein Wochenende später holten wir mit einem Barkas die Karre ab (wofür ich dem Fahrer heute noch 80 DM Spritkosten schuldig bin) ich bekam von besagtem Fahrer sogar noch einen neuen Motor, der jedoch nach fünf Meter fahrt fest und somit unbrauchbar war.

Der nächste richtige Motor kostete mich glaub ich 180 DM und lief auch eine ganze Weile, ist jedoch auch nicht mehr aktuell.
Wie dem auch sei. Seitdem bin ich bei größeren Strecken mit der MZ doch etwas vorsichtiger. Mit anderen Worten: Ich traue mich motorisiert nicht mehr aus Berlin raus. Na gut, Umland ist o.k.. Born to ride!

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