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Nachbarn - Devils in Disguise

Es ist nun hier und heute an der Zeit eine neue Serie ins Leben zu rufen, zu der ein jeder, der sich zum Schreiben bemüßigt fühlt, sein Scherflein beitragen kann und auch soll, denn es geht um ein Thema, das niemanden kalt läßt und erwiesenermaßen bei neun von zehn Befragten ein “Dazu habe ich auch eine Geschichte zu erzählen!” auslöst.
Es geht in diesem konkreten Fall nicht um Nachbarn im kontinentalen Sinne im Osten oder im Westen oder denen in der Schule oder in der Uni, nein!- es geht tatsächlich und wahrhaftig um die Kreaturen, mit denen man dasselbe (Miets)Haus oder schlimmstenfalls sogar dieselbe Etage teilt. Warum nun gerade ich mich dieses Themas annehme, kann ebenso schnell geklärt werden: während nämlich der Kollege R.K. seine Kompetenz in Straßenverkehrsfragen durch das langjährige Führen der verschiedenartigsten Fahrzeuge erworben hat, kann ich von mir behaupten, innerhalb meines noch nicht allzu langen Lebens, doch schon in einer nicht zu verachtenden Menge an Mietwohnungen ge- und mit ihnen zwangsläufig auch eine entsprechende Zahl an Nachbarn überlebt zu haben.
Mein letzter Umzug liegt gerade mal 7 Wochen zurück und in dieser Zeit hielt ich permanent nach allem Ausschau, was nach auffälligem Verhalten im nachbarschaftlichen Bereich aussah. Und lange Zeit sah es so aus, als würde alles erstaunlich normal und friedlich sein (einmal davon abgesehen, daß ich unseren, nach Suffke aussehenden Nachbarn mit den permanent heruntergelassenen Rolläden kurzzeitig in Verdacht hatte, in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung alle Tauben der Schönhauser Allee zu beherbergen, weil ich es beim Vorbeigehen verdächtig aus seiner Wohnung habe gurren hören) - alles schien perfekt: man traf selten jemanden und wenn, waren er oder sie stets mit einem höflichen “Tach” vorbeigeeilt.
Doch schließlich habe ich das dunkle Geheimnis dieses Hauses gelüftet, denn im vierten Stock wohnt: - - SIE ! Anfänglich habe ich die Gefahr unterschätzt: man hatte für uns ein Paket bei IHR abgegeben und meine Freundin ging, um es zu holen, kam eine halbe Stunde später wieder und erzählte mir von einer recht redseligen, alten Frau. Hey, ich habe nichts gegen alte Menschen, die hier und da ein paar Geschichten von früher erzählen, - das kann mitunter recht unterhaltsam sein; kein Problem. Leider hatte meine Freundin schon immer eine stark soziale Ader und ließ wohl beim Abschied so etwas wie “...und wenn wir Ihnen irgendwie helfen können, kommen Sie ruhig vorbei...!” fallen. Ein grober Fehler, wie sich sehr bald herausstellen sollte.
Schnitt: 2 Tage später; 20.30 Uhr; nach 11 Stunden Arbeit mal wieder völlig gerädert nach Hause gekommen, gieße ich mir gerade mit heraushängender Zunge und triefenden Lefzen eine Cola ein, als es mit dem üblichen nervenerschütternden »QUÄÄÄÄK« an der Tür klingelt, was meine Hände zu einem spontanen Zittern und mein linkes Auge zu einem nervösen Zwinkern veranlaßt. Da ich niemanden erwarte, schaue ich zuerst durch den Spion und sehe ein kleines verhutzeltes Mütterchen mit verhuschten Augen, das nervös vor unserer Tür von einem Fuß auf den anderen tritt. Ich öffne mit einem charmanten Lächeln und einer fragenden linken Augenbraue die Tür.
“Ähem,esistmirjasounangenehm,daßichSiesospätnochstöre,aberIhreFrau....IhrFreundin... - - ?” Sie sieht mich fragend an. “Meine Freundin.”sage ich. “Ja, alsoIhreFreundinhatgesagt,wennicheinmaletwashätte,könneichjederzeitvorbeikommen.Normalerweisemacheichsoetwasjanicht,aber....” Lange Rede - kurzer Sinn: man hatte bei den Mietern über uns vor einer Woche ein Paket für Sie abgegeben und forderte Sie jetzt auf die bestellte Ware zu bezahlen, nur lag die Rechnung leider in dem Paket, welches bei dem Mieter über uns abgegeben worden war und der seither trotz täglicher Klingelversuche nie die Tür öffnete. Jetzt werden Sie sich fragen, was das alles mit mir zu tun hatte: also - mein Auftrag lautete, doch einmal darauf zu achten, wann ich verdächtige Geräusche aus dem Obergeschoß hörte, um dann sofort auf die Herausgabe des Pakets zu dringen. Was an sich ja kein Problem darstellen würde - das Anliegen war vorgebracht, ich kannte meinen Auftrag, Zeit also für eine Abschiedsfloskel. Als ich jedoch merkte, daß SIE weit davon entfernt war, eine solche zu gebrauchen, sondern im Gegenteil anfing mir von Ihren diversen Wehwehchen und Zipperlein zu erzählen, während ich im T-Shirt bei ca. 0°C im Hausflur stand, machte ich auf eigene Faust den ersten Vorstoß. “Na gut...” Weiter kam ich gar nicht, denn SIE stieß sofort ein spitzes “JA!” aus, um sofort die Geschichte von Ihrem Zivi, der mit Ihrer Krankenschwester...., die von Ihrer Ärztin (”Meine Ärztin hat gesagt, ich soll ruhig viel reden, daß ist gesund und hält den Geist fit.” Wehe, wenn ich die Adresse von dieser Ärztin rauskriege).... maschinengewehrartig auf mich abzuschießen. Zweiter Versuch: “Okay, ich weiß ja dann bescheid...” Und das Unglaubliche geschieht: SIE beginnt die Treppe sich am Geländer festhaltend zu erklimmen - ich sprinte sofort in meine Wohnung und versuche die Tür hinter mir zu zu ziehen, doch schon auf der zweiten Stufe fängt SIE wieder an zu reden. Diesmal verstehe ich SIE schlecht, denn SIE dreht sich nicht einmal um. “.... also wenn ich was höre...” Mein weiches Herz hält mich wieder einmal davon ab, einfach die Tür zu schließen. “.... ich sag dann sofort bescheid...” SIE schleppt sich brabbelnd bis zum Treppenabsatz, wo ich SIE, bevor SIE sich noch umdrehen kann eiskalt stehen lasse und meinen Schlüssel von innen 39mal umdrehe.
Personen wie diese, machen eine entspannte nachbarschaftliche Atmosphäre unmöglich - jedes Mal, wenn ich SIE heute nur von Ferne sehe, verstecke ich mich in dunklen Ecken, warte hinter meinem Spion oder wechlse die Straßenseite, bis die Gefahr einer Begegnung mit IHR gebannt ist. Und da ist es mir auch scheißegal, wenn SIE zwei tonnenschwere Taschen trägt - eine zweite derartige Begegnung würde für einen von uns beiden mit schweren bis lebensgefährlichen Verletzungen enden. - Sorry.
Hau

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