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Akustiksumpf erneut überschwemmt


Leser der vorangegangen Ausgabe wissen, das ich beim Trockenlegen des Akustiksumpfes, der mich bis vor kurzem umgab, wohl sehr gründlich war. Jedoch ereilte mich kürzlich, zu meiner größten Überraschung eine akustische Springflut, der Herr zu werden mich jede Menge Nerven kostete.

Es ist 5 Uhr 40 und mir blieb zunächst unklar, warum ich wach geworden war. Ein routinierter Check der Primärfunktionen machte schnell klar, das ich weder den unerklärlichen Durst, noch einen großen Harndrang verspürte. Wie auch ? Ich hatte mich ja erst drei Stunden zuvor zum Schlafe gebettet. Doch Umdrehen half nichts. Aha ein Radio, so laut, das ich alles verstand. Und nicht irgendein Sender. Nein sondern die englische Ausgabe von Inforadio. Wer unter Ähnlichem litt, wird bestätigen können, daß die Stimmen von Sprechern viel vehementer schlafstörend wirken, als dahindudelnde Musik irgendwelcher Rentnersender. Aber selbst das erschien mir alles Routine, denn ähnliches spielte sich in der vergangenen Woche schon zweimal ab, jedoch da erst um 7 Uhr. Diese beiden Schlafunterbrechungen konnte ich dann jedoch schnell dadurch beenden, daß ich mich und meinen Unmut über die Situation durch klopfen an der Wand äußerte dachte ich. Das mein Klopfen in diesen Fällen wohl kaum ursprünglich für ein darauf folgendes Leiserwerden war, sollte sich noch herausstellen. Das noch nicht wissend, fing ich also an zu klopfen, was zunächst ohne Reaktion blieb. Mein Ärger war schon beträchtlich, als ich mich gezwungen sah aufzustehen, um zu einer Klopfmethode zu greifen, die wesentlich erfolgreicher, weil lauter ist. Um die Tapete nicht zu beschädigen lege ich ein großes Brett an die Wand an und fange an darauf einzudreschen. Zunächst bediente ich mich dazu des Schuhs, der die härteste Sohle hat. Und das gab schon ein sattes Gewummer. Nur blieb ich ungehört. Ich zottelte, immer wütender werdend, los, um mir einen Hammer zu holen und kloppte auf das Brett ein wie ein Geisteskranker. Plötzlich vernahm ich auf der anderen Seite ebenfalls ein Klopfen, wenn auch zunächst recht zaghaft. Ich geriet in Rage. Sollte der nächtliche Störenfried etwa die Frechheit besitzen, sich von meinen Zurechtweisungen beim konzertlauten Inforadiohören unterbrochen zu fühlen, oder sogar auf hämische Weise zu verstehen geben, daß er mich zwar erhöre, jedoch dieser Schabernack System hat, so das er im Ergebnis so oder so nicht willens ist die Lautstärke an meine Schlafeshörschwelle anzupassen ?
Diese Überlegungen, gepaart mit der Wut, daß ich immer munterer werde, je länger die Odyssey hier dauert, führten dazu, daß ich meine Tapete sowie meine Erziehung vergaß, das Brett in beide Hände nahm und Anstalten machte, mit diesen anderthalb Metern Eiche die Wand zu fällen. Erschöpft von meiner ersten Angriffswelle, die nicht mehr als ein wenig Putz gebracht hatte, hörte ich auf der anderen Seite eine Bohrmaschine.
Ich sank zusammen bei dem Gedanken daran, wie es wohl aussehen würde, wenn auf zwei Seiten der selben Wand irgendwelche Idioten versuchen, einen Durchbruch zu schaffen, um festzustellen, daß jeweils der andere gar nicht Verursacher des Lärms ist. Der Gedanke, das auch mein Gegenspieler mit lediglich einem kurzen knappen T-Shirt oder noch weniger bekleidet vor der Wand stand, um sie zu martern, würzte die Vorstellung und machte sie reif für eine Verfilmung.
Der Versuch sich mit Ohrenstöpseln aus der Affäre zu ziehen schlug fehl, denn selbst dafür war die Stimme des sonoren Sprechers zu eindringlich. Es half also alles nichts, ich mußte raus ins Vorderhaus um die Sache zu klären.
Wie zerstört ich aussah wird man sich vorstellen können, wie blöd die Reinigungskraft darauf reagierte, nicht.
Ich stand in Schlappen und ausgbeueltem Pullover vor der Tür einer Wohnung in der laut Türschild 5 Personen wohnten. Meister Propper fegte immer gründlicher und wollte mit dem Absatz nun gar nicht mehr fertig werden, obwohl er sonst sicher nicht der pingeligste Feger und Wischer ist. Es mußte wohl zu spannend sein zu erleben, wie ich verhandle, ob man mich wieder reinläßt, wenn ich dieses oder jenes nicht mehr tun würde. Wer weiß was er sich alles ausmalte, als er nun auch noch anfing das Geländer zu putzen, was er sonst sicher nie zu tun pflegte. So oder so niemand öffnete mir, auch eine Etage höher, wo man davon sicher auch noch hätte was hören müssen, nicht. Nach 15 Minuten Sturmklingeln ging ich resigniert zurück in meine Wohnung und war bereit die Polizei zu rufen, als mir die Idee kam zuvor die Quelle des Lärms dadurch zu orten, daß ich den über mir schlafenden Musiker zu Rate ziehe. Ich rief ihn. Und nach 10 mal klingeln, was ich sowohl durch den Hörer, als auch so hören konnte, verstummt die Dauernachrichtensendung in englischer Sprache. Kurz darauf meldete sich der junge Mann. Immernoch nicht verstehend fragte ich ihn, ob er das nicht auch gehört habe. Die Antwort warf mich um. Er erklärte, am Abend zuvor gesumpft zu haben. Aus diesem Grunde stelle er seinen Radiowecker immer auf volle Lautstärke. Diesen scheint er wohl die letzten 25 Minuten überhört zu haben, aber glücklicherweise sei er von dem Handyklingeln wach geworden. Weder dankbar, für das Retten vor dem gänzlichen Verschlafen, noch besonders reuemütig begann er dann sein Tagwerk.
Ich konnte natürlich nicht wieder einschlafen und war aber nach drei Stunden Schlaf auch zu müde um zu arbeiten.

... von einem eigenem Haus träumend, R.K.

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