Seitenende

Inhalt

Home

Punk goes Prag - Und sie trinken immer noch

Ein Schrei ! - „Könnt Ihr auch nicht mehr schlafen ?“ - Der Ghetto-Blaster , über dessen Mitnahme er sich gestern noch gefreut hatte, schrie sich in seinen Microkosmos und bediente sich dazu der Stimme von Manowar ! - Wer war das und wie ließ es sich das ändern ? Erstens war klar wer es war. Und das er es war machte zweitens klar, daß einfaches Abstellen kein Zustand von Dauer wäre. Zudem wäre ein Abstellen auch ohne ihn durchaus kein Einfaches, denn sicher hätten harte Hammerschläge gegen die Schläfe im Takt des sich aufbäumenden Pulses jeden Versuch sich zu regen hart bestraft. Er wartete sicher auf den Ersten der sich regte, um den dann zu seinem Opfer zu erklären.
Also ausharren! - es lagen ja noch sechs weitere Opfer herum, denen es sicher kaum anders ging als ihm. Aber dieser Schmerz und diese Übelkeit und verdammt noch mal dieser Läääääääärm!!! Doch da schien die erste Attacke überwunden,. Songs aus „Frühstück bei Tiffany“ flossen in sanfter Lautstärke aus den Lautsprechern und der Feind des bedächtigen und ruhigen Katermorgens war dem Ruf der Hygiene gefolgt und somit fort. Zeit also für ein erstes Recken und Strecken, ohne Zielscheibe seiner übermütigen Ausbrüche zu werden. Und vielleicht sogar Zeit für die erste Zigarette, wenn’s schon geht.
Die Zigarette ging ! Der Kreislauf schlief wohl noch als er ihn fragte, ob ein Nikotinkater das Rauchen verbiete, doch jetzt war er wach und beschwerte sich so gut ein Ertrinkender unter der Wasseroberfläche sich beschweren kann. Aber sein Lamentieren reichte aus um Freund Magen zu Wecken, oder war er jetzt zum Feind geworden? Ja er war. Übellaunig schrie er nach Flüssigkeit und drohte mit Rausschmiß der letzten Alkoholika und Burgerbrocken für den Fall, daß sich nicht sofort etwas Antialkoholisches zu seiner Säuberung fände.
Nach dem ersten halben Liter, dessen Geschmack scheußlich und dessen Herkunft unbekannt war, schrie er nach fester Nahrung und das gleicher Maßen vehement. Aber das sich zwischen diesen sieben Punkern und dem ganzen Müll, den sie um sich angehäuft hatten, noch etwas eßbares finden würde, war nicht zuletzt in Anbetracht der Anwesenheit von Backe McBanscher aussichtslos. Der Stresser war zurück und hatte seine Fassade äußerlich so erneuert, daß er auf der Straße wohl kaum aufgefallen wäre, aber er mußte sich ähnlich fühlen wie der Rest, da er das gleiche Inferno miterlebt hatte wie sie alle. Und so war es wohl auch Tribut, den er der letzten Nacht zollte, als er es bei der sanften Musik beließ und im Fensterrahmen Platz nahm, mit der Bitte doch schnell fertig zu werden, denn lecker Mittagessen würde schon im Kanon nach ihnen rufen. Da sich die Bedürfnisse der Anwesenden glichen hätte jetzt eigentlich alles sehr schnell gehen müssen, aber die Verfassung der Delinquenten ließ das nicht zu. Nach einer halben Stunde drohte der Fensterbrettaffe aus seiner Lethargie zu fallen und man mußte ihn bremsen, bzw. selbst schneller fertig werden - und da kam das Stichwort - Fitkiffen !!! Das würde ihn beruhigen und die anderen beleben. Gesagt getan !
Wie sie aussahen beschreibt am besten , das man ihn kurz darauf in ein Tabakwarengeschäft schob, wo man ihm auf die Frage „cigaretti papier ?“ anstandslos und ohne jede Wahl 100’er Paper verkaufte.
So zurechtgemacht erreichte die erste Abgesandschaft ein nettes kleines Etablissement namens Hermelin, welches sich durch den einladenden Hinweis auf die Zubereitung von T-bone-Staeks ihrer Seelen ermächtigt hatte. Im Gewölbe eines Kellers fanden sie Platz auf Bänken und auch bald sich selbst hinter dem ersten Bier des Tages wieder. Doch schon bald nahmen die Speisekarten jede Aufmerksamkeit in Anspruch und wäre es nicht noch heute eine böhmische Tugend Gästen ab und zu mal das Gefühl zu vermitteln, sie wären vergessen, um sie nicht dem Irrtum aufsitzen zu lassen, sie seien Kunden und damit auch gleich Könige, dann hätten unsere Punker wohl kaum 20 Minuten hinter den Speisekarten verbracht. Aber ob ihres Zustandes hieß das nicht das alle Speisen nebst Beilagen gewählt waren als der Kellner die Bestellung aufnehmen wollte, lediglich über die nächste Runde Bier war man sich stillschweigend einig geworden.
Diese Speisekarten waren heilige Bücher fremder Kulturen, deren Hieroglyphen Bedeutung zuzuordnen Aufgabe dieser drei Forscher geworden war. Der Kellner zerstörte bei seinem zweiten Versuch die Bestellung aufzunehmen zwar diesen Film, aber nicht den ganzen Trip. Langsam wurde es unbequem auf der Bank und schon mehrere Stellungswechsel hatten diese Bank nicht bequemer werden lassen. Als seine Blicke durch den Raum striffen entdeckte er einen Stuhl mit Armlehnen und Sitzkissen. Er schaute schnell wieder weg , um nicht die Aufmerksamkeit der Anderen auf das Objekt seiner Begierde z u lenken. Nun wurde geplant - sitzt da jemand? wo könnte man den Stuhl am Tisch plazieren? welchen Weg sollte man wählen um nirgends anzustoßen? und vor allem - woher sollte der Antrieb für die ganze Aktion kommen? Ach ja, treiben würde ihn die Unbequemlichkeit dieser Bank und darum ging alles plötzlich sehr schnell und er saß zum Erstaunen der Anderen vor Wollust stöhnend in diesem Sessel !!! Nein das war nicht nur der Höhepunkt, das war der Hammer und hatte den Titel Thron verdient. In diesem Stuhl hatte er Kontrolle über den gesamten Microkosmos Keller ! Es war also ein Kommandosessel und plötzlich hob er ab ! Er krallte sich in den Lehnen fest und sah eine Luke direkt über ihm auffliegen und befand sich sodann in einer Röhre aus Leuchtringen, an denen er in einer sich schnell erhöhenden Frequenz vorbeischoß. Als er aus der Röhre katapultiert wurde war die Erde schon ganz klein und entfernte sich zusehends Er sah Kometen, den Mond aus nächster Nähe und Asteroidenschwärme , als plötzlich eine Stimme von weit her tönte : „Erde an Käpt’n, Erde a Käpt’n, Manöver Otscherka einleiten, wiederhole: Manöver Otscherka einleiten“.
Aber was in aller Welt war Manöver Otscherka? Und womit sollte er was manövrieren? Da fing es zu rucken und die Stimme wurde immer eindringlicher - „Otscherka,...,Otscherka!“ und er spürte einen Schmerz und war sich sicher, daß das der Anfang vom Ende sei, nur weil er das Manöver nicht einleitete.
Als ihn eine andere Stimme dann aus nächster Nähe wütend “Punker” rief und er die Augen aufschlagend hochschreckte konnte der Kellner das Otscherka , das er bestellt hatte dort hinstellen, wo er bis jetzt seinen Kopf auf dem Tisch gebettet hatte.

gePRAGmarkt R.K.

Seitenanfang

Inhalt

Home

mail to:grauzone@wb13.de